Tuesday, September 20, 2011

Einmal Tourist und zurück

Ich bin seit Montag, den zwölften neunten, wieder zurück in Österreich und möchte postwendend nun vom letzten Monat berichten.

Zuvor aber noch ein paar Punkte, die mir im Mosambik Post entwischt sind.

  • In Mosambik spricht dich jeder als sein Amigo an. Das mag in solchen Ländern nichts Außergewöhnliches sein, aber die Betonung liegt auf „jeder“! Vom Kleinkind bis zur 80 jährigen Gästehausbesitzerin. Und glaubt mir, es kommt ein Gefühl der Panik und des Unmuts auf, wenn vor allem letztere Altersgruppe einem als seinen Freund bezeichnet :).
  • Schaut man in ein Badezimmer in Mosambik ist man erstaunt was man hier alles vorfindet. Sitztoiletten, Waschbecken und Spiegel. Nur habe ich es nie erlebt das weder Klobrille noch Wasser läuft.
  • Internet in Mosambik ist wahnsinnig teuer. Umgerechnet 2 bis 3 Euro die Stunde. Generell war das Leben hier so lange am kostspieligsen.


Würde ich spontan einen negativen Aspekt des Reisens nennen, dann wären das wohl der Grenzübertritt in ein anderes Land.
Neben der schlechten Infrastruktur, etc. sind Grenzposten vor allem Plätze wo sich viele gelangweilte Beamte herumtreiben. Beamter zu sein ist nicht einfach nur ein Job, es ist ein Lebensstil bitte sehr.

Verschlimmert wird die Sache vor allem wenn du Grenzposten passierst, wo sich nicht oft ein Tourist verirrt bzw. generell wenig los ist. Dann ist diesen Beamten ganz besonders langweilig und sie können dann noch mehr Zeit für die persönliche "Betreuung" aufwenden.

Um von Mosambik nach Tansania zu kommen fährst du nicht einfach eine Straße sondern du nimmst einen total überfüllten Pick-Up um 3 Uhr in der Früh durch den Urwald, damit du 5 Stunden später an einen großen Fluss kommst der die Grenze darstellt. Der Hintern fällt dir ab weil du die ganze Zeit auf der schmalen Leiste gesessen bist.
Dort gibt’s dann eine winzige Ortschaft wo die Hauptattraktion die "Immigration" ist, wo unsere Beamten schon mit einem breiten Grinser warten und einem die Leviten lesen wie man sich auf einer Immigration eben zu verhalten hat.

Nach 3 Stunden dann weiter mit einem Ruderboot um sich anschließend in einem No-Mans-Land wiederzufinden.
Nach nur 20 Gehminuten erfährt man durch Erzählungen, dass man nun in Tansania ist und die ersten alten Busse warten wieder um dich zur nächsten Polizeistation zu bringen.
Dort warten dann wieder Beamte, diesmal zwar mit anderer Uniform aber mit derselben gelangweilten Mine. Abenteuer ähm Langeweile pur.

Aber endlich raus aus Mosambik. Gefreut habe ich mich richtig, aus diesem Land draußen zu sein...

Mein Tansania hat in Mtwara begonnen, wo ich gleich mal von der Gastfreundschaft zweier Studenten überrannt wurde und somit auch dieser Aufenthalt erste Sahne war. 

Aber zu viel Zeit hatte ich dann leider nicht und schon nahm ich auch wieder den Bus nach Dar es Salaam. "Schon bin ich hier, bin ich auch schon wieder weg."
Die Hauptattraktion für mich in Dar war eindeutig Vicky, die ich nachts vom Flughafen abgeholt habe. Trotz aller Vorwarnungen, entschieden wir uns, so wie es für Reisende eben PFLICHT ist, für die öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber es ist nicht ganz ohne um 10 Uhr nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln in Dar herumzufahren.

So wie jeder Tourist in Tansania, nahmen auch wir am nächsten Tag die Fähre nach Sansibar. Obwohl es weißen Strand und entzückend türkisblaues Meer gibt, kann ich, abgesehen von der Hauptstadt Stone Town, die Reise hierher nicht wirklich empfehlen.
Der Tourismus ist hier schon so weit vorgedrungen, dass es ein Miteinander mit Touristen und Einheimischen schon lange nicht mehr gib - sprich jede Konversation hat ein bestimmtes Verkaufsmotiv.
Auch nicht ganz unverständlich. Ganze Dörfer wurden zwangsverlagert, damit die Strandnähe den Resorts zur Verfügung steht.

Nach Sansibar ging’s zurück aufs Festland und gleich mal ab in die Usambara Berge. Der recht bekannte Ort Lushoto war eine positive Überraschung, weil er herrlich in einem Tal gelegen ist. Freundliche Leute, frische Bergluft und zig Wandermöglichkeiten versüßen einem den Aufenthalt hier.
Der kulinarische Star hier ist zweifellos die Irente Farm, wo’s – und das ist bitte einzigartig in Afrika – selbstgemachtes Roggenbrot, Käse und Marmelade gibt. Sooo lecker.

Moshi, am Fuße des Kilimanschajaros, ist nicht unbedingt für den guten Ausblick auf den Vulkan bekannt, sondern eher für seine vielen Souvenirs und guten Kaffee und nicht vergessen dem Bananenbier. Es ist schon verwunderlich, dass auf den Hängen des Kilimanschajaros Kaffee angebaut wird, der aber zur Gänze für unsere Bäuche reserviert ist. Unser Lonely Planet schreibt, dass es genau fünf (touristische) Kaffeehäuser in ganz Tansania gibt, wo man Bohnenkaffee auch bekommt.
Das Bananenbier ist vom Geschmack her mit unserem Most zu vergleichen, und wird daher eher kein Exportschlager werden. Wegen dem günstigen Preis und den 10% ist es daher bei den Afrikanern äußerst beliebt. Oft kommt es einem auch hier so vor, Alkohol existiert nicht des Genusses wegen sondern um sich einfach zu betrinken... Aber das ist eine andere Geschichte.

Von Moshi hat man es dann nimmer weit zu den berühmtesten Nationalparks der Welt, nämlich dem Serengeti und dem Ngorongoro Krater.
Obwohls ein wenig Bauchweh in mir ausgelöst hat, solche touristischen Ziele zu besuchen, muss man ihn gesehen haben. Wir hatten uns für eine 3 tägige Safari entschieden und hatten dafür 400 Dollar berappt. Mit 150 Dollar pro Tag für eine gesharte Budgetsafari musst du rechnen. Wir teilten uns den Jeep mit nem russischen Pärchen, einem Koch sowie dem Fahrer.

Wobei Vicky & ich uns einig sind, 3 Tage Safari sind ausreichend.
Denn Safaris laufen im Prinzip so ab: Du hockst den ganzen Tag im Jeep und saugst die herrliche Umgebung auf bzw. bist auf der Pirsch um Tiere zu entdecken. Meistens hat das aber schon wer anderer für dich übernommen und du fährst einfach dorthin, wo sich bereits Jeeps versammelt haben. Die Anzahl der Jeeps stehen dabei mit der Sehenswürdigkeit der Attraktion im direkten Verhältnis.
Auch muss man sich im Klaren sein, dass die Beobachtung mit einem Preis kommt, nämlich dem ständigen Knipsgeräusch der zum Teil waffenscheinartig großen Kameras.

An jedem der drei Tage gab es dabei ein Highlight, welches ich euch beschreiben möchte.

  1. Tag Serengeti: Wir sahen Hyänen, die sich um einen Aas hergemacht haben. Wos was zu fressen gibt, sind auch die kleinen Schakale und in diesem Fall auch Geier nicht weit. Schakale sind dabei besonders flink, weil sie immer Wege suchen um auf die Beute zu kommen. Es arbeiten dabei mehrere Schakale zusammen um den Gegner abzulenken. Und auch die Geier versuchten es auf diese Weise.
    Aber in diesem Fall waren 3 Hyänen am Werk und so musste jeder warten, bis ihr Hunger gestillt war.
    Sobald sie aber dann verschwunden sind, müssen es sich anschließend die Schakale mit den Geiern ausmachen, wer zuerst dran kommt.
  2. Tag Serengeti: Wir sahen einen Leoparden, der es sich am Baum gemütlich gemacht hat. Leoparden sind dabei die einzigen Katzen, neben Löwe und Gepard, die es schaffen auf Bäume zu klettern.
    Verwundet schauten wir zu wie er plötzlich heruntergesprungen ist und sich im hohen Gras versteckt hat. Es dauerte nicht lange, bis wir sahen warum.
    Eine Wildschweinmutter mit ihren 3 kleinen Jungen war auf dem Weg durch. Wir warteten gespannt auf eine Jagdszene, aber die blieb leider (oder zum Glück?) aus. Obwohl sie sich gefährlich nahe dem Leoparden näherte, erkannte sie dann doch irgendwie eine Gefahr und wählte den Weg zurück.
    Als kleine Entschädigung sozusagen, streifte der Leopard dann genau vor unserem Jeep vorbei.
  3. Ngorongoro-Krater: Vorweg der Krater ist im ersten Moment vielleicht enttäuschend. Geografisch gesehen zwar eine Einzigartigkeit auf diesem Planeten, aber die Landschaft ist ziemlich karg und jede Safari beinhaltet auch den Krater.
    Wir hatten Glück und beobachteten ein schönes Schauspiel.
    Ein Löwenrudel erlegte ein Zebra genau auf der Piste. Wir sahen nicht die Jagdszene dafür aber die Löwen und ihre Jungen beim Sozialisieren. Die Mutter bewachte die Beute, weil natürlich die Schakale wieder in der Nähe waren, warf aber auch immer wieder ein Auge auf ihre 2 Jungen die einfach nicht essen wollten.
    Es folgte dabei immer wieder die gleiche Szene: Die Löwin rief ihren Kinder und konnte in dieser Zeit die Beute kurz nicht bewachen. Die Schakale haben das natürlich ausgenutzt, sind schnell hin und haben sich was gestibitzt. Die Löwin hat das natürlich erkannt und hat die Schakale wieder vertrieben. 4- bis 5-mal hat sich das wiederholt bis dann die kleinen Löwen endlich gekommen sind und mit offenem Mund staunten wir an der Fressszene.

Die letzten Tage haben wir dann wieder am indischen Ozean verbracht. Ushongo ist schon ein ganz besonders, aber auch abgelegenes, Plätzchen, ohne hier allzu viel Werbung machen zu wollen. Es wird im Lonely Planet nur ganz mager erwähnt und wir wären auch dort nicht hingefahren hätten es uns Reisende, die wir zuvor getroffen haben, nicht empfohlen. Wir hatten uns Räder für ein paar Tage gemietet und entlang den Schotterstraßen gedüst.

Ein exzellenter Strand mit ein paar einfachen Resorts wo der wenige Tourismus Hand in Hand mit den Einheimischen geht. Klar hier kommen auch keine Leute hier die sich den ganzen Tag sonnen und die Bäuche voll schlagen.

Meiste Zeit kannst du auch mit dem Fahrrad den Strand abfahren was wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis ist (manchmal bin ich vielleicht auch leicht zu beeindrucken). Fährst du nahe am Wasser und hat man das Gefühl, die Welle zieht einem den Boden weg. Hätte das zuvor noch nie gesehen, dass so etwas am Sand möglich wäre. Somit war wir nicht unbedingt auf die verhältnismäßig teuren Mahlzeiten im Resort angewiesen sondern konnten im Dorf das am mindestens genauso leckere Straßenessen naschen.

Schlussendlich machte auch Vicky eine tolle Erfahrung, die das Reisen so besonders macht: Wir wurden von einem Einheimischen zum Abendessen bei sich zu Hause eingeladen. Seine Familie hat für uns frischen Oktopus gekocht, was auch trotz der Meeresnähe eine kleine Besonderheit ist.

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