Schnelle Frage zu Beginn: Wer kann die Laender Westafrikas aus dem Stand aufzaehlen? Wer schaffts ueber Senegal, Ghana und vielleicht noch Nigeria hinaus?
Schade eigentlich, dass man so wenig ueber diesen Teil Afrikas Bescheid weiss und hoffe natuerlich, dass ich euch das Reisen mit meinen Berichten schmackhaft gemacht habe.
Dennoch aus den verschiedensten Gruenden ist es nicht das Jahr fuer Westafrika:
Mauritanien war so ziemlich tabu fuer Reisende, von Reisen in den Nordosten Mali's wie Timbuktu oder Gao wurdest sogar von Einheimischen gewarnt, in Burkina Faso gab es Demonstration wo sogar das Militaer ausrueckte, Ghana und Nigeria gaben keine Touristenvisums aus, offiziel wegen "Sicherheitsprobleme" und dem Krieg in Cote D'Ivoire, bzw. auch wegen der strengen Immigrationspolitik Europas.
Da sprechen wir aber noch von den "Paradebeispiel"laendern Westafrikas...
Liest man Reiseberichte aus den letzten Jahren, scheint das Reisen hier schwieriger zu werden. (Fuer einen Reisenden ist das durchauchs attraktiv. Der Reisende fuehlt sich ja nicht mit der Leichtigkeit des Reisens an sich bestaetigt. :) )
Dennoch zum Leid der Bevoelkerung hier, waren die Zustaende zum Teil sehr erschreckend. Damit meine ich aber sicher nicht Zustaende wie, dass Menschen in einsturzgefaehrdenten Lehmhaeusern leben muessen, sondern die schwache Politik, die ihre Wurzeln mit der alter Kolonialmacht nicht los wird:
Eine Unabhaengigkeit, die uebrigens vor ca. 60 Jahren in den meisten Laendern (West)frikas gefeiert wurde, ist nur bedingt zu spueren. Einen zu grossen Einfluss ueben Laender wie Frankreich und USA in dieser Region aus und sind letztendlich auch fuer die Instabilitaet verantwortlich.
Franzoesische Truppen kaempfen in Cote D'Ivoire (und Libyen) im Namen des Friedens, aber in Wahrheit wegen dem Erhalt wichtiger Rohstoffe. Teile von westlichen "Hilfsgelder" fliessen in die Taschen bestimmte Politiker, damit sich diese wichtige Stimmen im Namen der Demokratie erkaufen koennen. Unabhaengigkeit sieht fuer mich anders.
Was leider ueberhaupt nicht existiert ist eine Art Zusammenarbeit der Laender Westafrikas. Es gibt zwar Ecowas, was vielleicht bedingt mit einer EU zu vergleichen ist, aber wenn sich zB ein Nigerianer mit einem Ecowas Reisepass sich bei seiner Durchreise durch Westafrika dumm und daemlich an korrupten Geldern zahlt, damit er seinen abgenommenen Reisepass wieder bekommt, wundere ich mich wie dann eine Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher Ebene funktionieren soll?
Noch dazu die schlechte Infrastruktur und unzaehlige vielen Militaercheckpoints an den Grenzregionen zeigen, dass kein Vertrauen zwischen den Laendern besteht und somit der effektive Nutzen Ecowas zumindest fuer die Gunst der Bevoelkerung unrelevant ist.
Ein Instrument um ein paar mehr korrupte Beamte zu ernaehren. Achja und da gibt es noch ein wunderschoenes grosses Ecowas Gebauede in Togos Hauptstadt.
Es freut mich das Westafrikaner prinzipiell sehr kritisch gegenueber ihrer Politik und dem Einfluss der Franzosen sind und sich gerne in solche Diskussionen einlassen. Deswegen das Potential fuer Veraenderung waere ja da... wartens wirs ab. Westafrikas Bevoelkerung ist jung, sehr jung und vor allem wissbegierig.
Meine Zeit hier war zum Teil sehr intensiv, anspruchsvoll sowohl fuer Koerper als auch Geist. Ein Sprung ins eiskalte Wasser - eine einzige Erfrischung. Genau nach dem Geschmack (oder eher Temperatur) eines Reisenden :).
Abgesehen von diversen Huerden ist das Reisen in Westafrika nicht so schwierig wie man vielleicht glauben wuerde.
Wie ich schon letztens behauptet habe, sind die Westafrikaner grundehrliche Menschen. Daher ist es nicht wirklich schwierig zu erkennen, ob du jemanden vertrauen kannst, oder nicht - wohl einer der wichtigsten Voraussetzungen, wenn du alleine unterwegs bist und nicht die Sprache sprichst. Und Freundschaften schliessen kann so einfach sein...
Ich persoenlich erfreue mich an der Vielfalt der Lebeweisen und dass es keine absolute Wahrheit darunter gibt. Vor allem in der Zone rund um der Sahara scheint sich der Alltag seit den letzten Jahrzehnten oder vielleicht Jahrhunderten nicht viel veraendert zu haben.
Mali darf hier wohl als erster genannt werden.
Dass das Leben in Afrika so besonders anders ist, und mit unseren Vorstellungen von "sinnvollem" Leben nicht wirklich entspricht, ist meiner Meinung nach auf folgendes zurueckzufuehren.
Achtung: Es folgt eine sehr subjektive Beobachtung, bzw. sind diese Zeilen in erster Linie fuer mich um zu verstehen. Seid also gewarnt :)!
In Europa ist und war schon immer Platz fuer Selbstverwirklichung. Jeder von uns hat die Moeglichkeit an einer grossen Anzahl and Ausbildungswegen zu bestreiten und die Erziehung in den meisten Familien zielt auf das aus.
In Westafrika gilt eine andere Lebensphilosopie.
Du als Mensch in dieser Welt bist grundsaetzlich bedeutungslos. Die Erziehung ist sehr einfaeltig und beschraenkt sich aufs Noetigste was du brachst zum (Ueber)leben. Es werden keine Ideen gegeben sich in irgendeiner Weise zu entfalten. Dazu noch lebst du in einem Teil auf der Erde wo deine Moeglichkeit sich zu entfalten schon grundsaetzlich sehr eingeschraenkt sind.
Was ich genau damit meine:
Familien haben eine unueberschaubare hohe Anzahl an Kinder, wo Kinder als Mittel zum Zweck gezeugt werden. Kinder sind in erster Linie dazu da um die Familie zu erhalten. Grosse Familien geniessen einen besonderen Status vor allem am Land. Es ist die Familie mit der sich ein Westafrikaner identifiziert.
Der einfache und herzliche Umgang untereinander ist bemerkenswert. Es gibt keine Diskrepanzen vor Fremden. Ein Anzeichen darauf, dass Afrikaner Gemeinschaften nicht nur gewohnt sind, sondern davon abhaengen.
Unser einer denkt in erster Linie an sich selbst und ist sehr kritisch ueber sein Umfeld und waehlt es daher genau aus. Erfolge, an denen wir uns wieder identifizieren, sind an einzelne Personen gebunden, aus denen unser Umfeld besteht.
Das Afrika, so wie ich es bisher erlebt habe, hat einen natuerlicheren Umgang mit dem Tod.
Sie sind damit seit jeher in hohem Ausmasse konfrontiert. Aber die hohen Bevoelkerungszahlen vor allem unter Jugendlichen zeigen, dass westliche Medizin (oder seit ein paar Jahren soooo weit westlich, dass es wieder oestlich ist) angenommen wird.
Leider ist es damit nicht ganz getan, weil es findet nur sehr langsam ein Umdenken in Sachen Hygiene, Vorbeugung von Krankheiten, etc. statt, weil eben die Medizin als Heilmittel verstanden wird.
Das diese Medikamente Nebenwirkungen haben, Abhaengigkeiten verursachen, an das wird nicht gedacht, seitens der Bevoelkerung und auch Doktoren.
Aber da haben auch wir noch das eine oder andere zu lernen, schaut man sich diverse Statistiken zu Medikamentmissbrauch zb in den USA an.
Sie teilen aber auch ein schwieriges Schicksal mit dem Kill Nummer eins (meistens wie so oft Kinder) Malaria. Ein unvorstellbar schwerer Einschnitt in die Lebensqualitaet.
Oh ich sehe schon, Afrika bietet unvorstellbar viel Raum fuer Diskussionen jeglicher Art.
Lasst uns damit schon heute als morgen beginnen!